
Dieser Tage trudeln laufend die Einladungen zu Events mit dem Thema #KünstlicheIntelligenz ein. Der/die AI INSPIRATION Day & Night Ende April war eine der besonders spannenden Veranstaltungen. Der Community Builder Markus Tröscher brachte in den Räumlichkeiten von Microsoft Austria (wo sonst?) eine großartige Auswahl an Vortragenden mit einer sehr heterogenen Teilnehmer*innengruppe zusammen. In einem waren sich alle einig: Es ist eine Revolution im Gange.
Jenen, die sich noch gar nicht mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt haben, empfehle ich sich dieses Video mit Univ. Prof. Sepp Hochreiter anzusehen. Der österreichische KI-Pionier erklärt in knapp 15 Minuten viele Funktionen und Anwendungen mit künstlicher Intelligenz:
Bald ist es 5 Jahre her, dass ich mich auch mal dem Thema angenähert hab. So ganz daneben lag ich vielleicht gar nicht (Link).
Wer die Grundlagen kennt, braucht keine Angst vor der Zukunft haben.
Zu Beginn der Veranstaltung führte Andreas Lederer von lerne-ki.at in die Grundlagen und Begrifflichkeiten zum Thema Künstliche Intelligenz ein. Für den allerersten Schritt ins Thema kann ich seinen „Guide für Nicht-techniker“ empfehlen (Link).
An Lederers Vortrag gefiel mir, dass er das Publikum mit Wissen ausstattete, um am Stammtisch etwas den Mythen zu KI entgegensetzen zu können. Dazu empfehle ich einen Klick auf seine Website (Link). Denn das Stimmtisch-Wissen alleine reicht nicht aus um die Auswirkungen der Einsatz von #KI in unserem Alltag richtig einschätzen zu können.
Wer sich darüber hinaus mit dem Thema #AI intensiver auseinandersetzen will, kann sich auch die kostenfreien Webinare der Wirtschaftskammer Österreich ansehen (Link). Dort findet man u.a. auch österreichische #KI-Lösungen und konkrete Use Cases (Link).
In der Kommunikationsbranche wird [… bitte hier beliebigen Zeitraum einsetzen …] nichts mehr so sein, wie es heute ist.
In die Klammer oben würde ich „in 6 Monaten“ einsetzen. Ungefähr so lange braucht es meiner Einschätzung nach, bis eine Agentur, ein Marketingteam auf Kundenseite und auch ein Medienunternehmen befähigt und ausgestattet sind mit #AI-gestützten Prozessen und Tools zu arbeiten. Ich vertrete auch die Meinung, dass dies alternativlos ist.
Aber die Zähigkeit einer ganzen Branche, sich einem Change zu verweigern, kennend – z.B. die Diversikation der Printmedien in den letzten 20 Jahren -, könnte man auch meinen, dass es eh noch einige Jahre dauern wird, bis Unternehmen auch willens sind sich dem Wettbewerb adäquat zu stellen. Aber ich mag mich vielleicht irren. Denn der Einsatz von KI in der Kommunikations- und Medienbranche verspricht vor allem Kosteneffizienz. Und da wird im Mediendschungel auch ein Silberrücken hellhörig.
Für das Marketing hingegen wird schon in den nächsten Monaten der Einsatz von KI zum Alltag. Das wage ich zu prognostizieren. Als Role Models dafür präsentierten beim AI INSPIRATION Day die beiden Marketingprofis Bettina Binder und Manuela Klauser enthusiastisch wie gut das Arbeiten mit der KI schon jetzt funktioniert. Ihr Use Case – ein Start Up Launch – zeigte, wie jetzt mit finanziell geringem Aufwand Kampagnen extrem schnell umgesetzt werden.
Strategic Planning –> Konzept/Kreation –> Marketingplan –> Art+Copy+Code für Werbemittel, Website …. all dies wurde von den Kolleginnen ausschließlich mit Tools umgesetzt, die in den letzten Wochen gehypt wurden, allen voran #ChatGPT. In weniger als 6 Monaten generierte die Kampagne >4 Mio Reichweite, >1,5 Mio Interaktionen und 81,5k Follower für ihr StartUp – ohne einen Cent Budget. Hätte man diese Kampagne mit einem üblichen Agentursetting umgesetzt, würde man schnell bei Budget landen, die sich z.B. Klein- und Mittelbetriebe in dieser Qualität selten leisten können.
Der Einsatz von AI-unterstützen Tools wie #ChatGPT, #Midjourney, #NotionAI u.v.a. verändert im Marketing vor allem die Prozesse und die Geschwindigkeit, mit denen Kampagnen umgesetzt werden. Auch für größere Marketingteams. Und das hat Folgen.
65% befürchten Jobverluste vs. Prompt Engineer verzweifelt gesucht
Als beim AI INSPIRATION Day Julian Wiehl, Herausgeber des Vangardist, die erste ausschließlich mit KI-Tools produzierte Printausgabe seines Lifestyle Magazins präsentierte, waren alle von den Fotostrecken sowie von den Sujets für seinen Anzeigenkunden BIPA beeindruckt.
Ich fragte ich ihn, was aus all den Journalisten, Fotografen, Stylisten und den anderen Kreativen wird, die es normalerweise für so ein aufwändig produziertes Heft braucht. Seine Antwort war schlüssig: Es gab vor der Einführung von Photoshop und ähnlicher Software Grafiker*innen, und es gibt sie auch jetzt noch. Was sich ändert ist die Arbeitsweise und das Werkzeug, nicht die Kreativität. Tatsächlich ist nichts an der KI-Ausgabe seines Magazins generisch. Die Anwendung der Tools erforderte für so ein Ergebnis ein hohes Maß an Kreativität und handwerklichem Können.
Es verändern sich also unsere Jobs, die nun neue Skills erfordern, z.B. Prompting. Mit „Prompts“ werden KI-Tools angeleitet. Daraus ergeben sich neue Berufsbilder. Die sg. Prompt Engineers und AI Artists beherrschen diese durchaus anspruchsvolle „Sprache“ beim Prompting. Ob die ca. 300 Studierenden der FH St. Pölten, die via Livetream am AI INSPIRATION Day teilnahmen, mit ihren neuen Skills die Copywriter, Designer und andere Fachkräfte in der Marketing- und Werbebranche ablösen, werden wir bald sehen. Aber dass diese neue Generation an Marketingexpert*innen in den noch vorherrschenden Strukturen und Prozessen agieren werden, wage ich zu bezweifeln.
Lieben Gruß an die Rechtsabteilung und die IT!
Datenschutz und Nutzungsrechte, die beliebtesten Themen im Marketing, betreffen auch die Nutzung von AI-Tools und deren Output. Die Rechtsanwältin Jeannette Gorzala präsentierte einen ergiebigen Statusbericht zum EU AI Act, an dem schon seit 2016 gearbeitet wird.
Der Artificial Intelligence Act, kurz AI Act, ist ein Gesetzentwurf der Europäischen Kommission, in dem AI-Systeme in Risikokategorien unterteilt und für jede Kategorie Handlungspflichten festlegt werden. Eigentlich sollte der Entwurf schon längst finalisiert und für den Trilog zwischen Parlament, Rat und Kommission vorgelegt werden. Die jüngsten Entwicklungen erfordern aber noch Abstimmungen – bis Ende des Jahres sollten es aber die Richtlinien geben.
Aber darauf zu warten, macht angesichts der rasanten Entwicklung am Markt keinen Sinn. Ob es nun um eine Kennzeichnungspflicht für mit KI generierten Content geht (keine Angst, ist so noch nicht vorgesehen, wäre aber angesichts der vielen Deep Fakes durchaus angebracht) oder ob man im Unternehmen ein Produkt mit KI-Unterstützung entwickelt, es lohnt sich in jedem Fall mit Jeanette zu sprechen.
Sie rät allen sich so schnell und so gut wie möglich auf dieses Gesetz (und die darauffolgenden Richtlinien) und das neue Data Governance vorbereiten, ein GAP-Assessment durchführen, in Konzernen die Compliance darauf vorbereiten und ein strategisches Gremium zum Thema AI im Unternehmen ins Leben zu rufen sollte.
Klingt nach einem aufwändigen Showstopper!? Moderator Markus Tröscher meinte, diesen Empfehlungen zu folgen würde einer „Vorsorgeuntersuchung“ entsprechen. Jeannette und ihre Kolleg*innen erst als Beraterin ins Boot zu holen, wenn man schon die ersten Datenleaks oder Copyright-Klagen im Haus hat, entspräche einer „Notoperation“ mit ungewissem Ausgang. Ein treffender Vergleich, wie ich meine.
Achtung: Suchtgefahr!
Michael Katzelberger von 3LIOT, eine „hybride Kreativagentur aus Mensch und KI“, gab einen spektakulären Einblick in die Bild- und Videoproduktion mit AI-assisted Applications.
Beeindruckend ist sein Marketing Case für den österreichischen Auftraggeber Ströck, die sg. Artificial Krapfen Challenge (Link).
Die wichtigste Ressource für den Einstieg in die operative Arbeit mit KI ist Zeit, erklärte Michael Katzelberger. Die zu investieren fällt nicht schwer, weil es tatsächlich viel Spaß macht und leicht fällt die Tools selbst auszuprobieren. Da wird aus Barack Obama schnell mal eine Comicfigur im Manga-Style. Mit wenigen Klicks verändert man in einem Porträtfoto die Blickrichtung der fotografierten Person oder platziert auf einem Bild vom Times Square einen Hubschrauberlandeplatz. Für Kreative bietet die Unterstützung von Künstlicher Intelligenz einen großartigen Spielplatz.
Wer die Zeichnungen seiner/ihrer Kinder zum Leben erwecken will, sollte unbedingt mal Animated Drawings ausprobieren (Link).
2035, ein paar Jahre auf oder ab, erreichen wir das Zeitalter der Technischen Singularität
So die Prognose von Jürgen Schmidt, CEO der Agentur STRG, der auch Mathematiker ist und einen Bogen von der historischen Entwicklung von Künstlicher Intelligenz bis zur sg. Superintelligenz spannte.
Die Technische Singularität entspricht dem (hypothetischen) Zeitpunkt, an dem künstliche Intelligenz (KI) die menschliche Intelligenz übertrifft. Was das für die Zukunft bedeutet – meine Tochter wird dann gerade mal 10-12 Jahre alt sein – ist heute nicht absehbar. Ich verweise in diesem Fall gerne auf Science Fiction als Geisteshaltung (Link).
Glaub nicht alles, was in der Zeitung steht.
Wie immer der Einsatz von Künstlicher Intelligenz unsere Arbeitswelt verändern wird, im Marketing ist eine Effizienzsteigerung zu erwarten, ziemlich wahrscheinlich auch eine Qualitätssteigerung. Beim AI INSPIRATION Day hörte man in dem Zusammenhang, dass es in Zukunft weniger schlechte Werbung geben wird. Dem widerspreche ich. Im Zweifelsfall spült es eher mehr Content als früher in unsere Kanäle. Und es wird für uns alle schwieriger zu selektieren, was sehens-, lesens- bzw. hörenswert ist. Das mag vielleicht dazu führen, dass man nichts und niemanden mehr glaubt – eine Challenge im Brand Management von Medienmarken, Stichwort Lügenpresse. Wohin das führen kann, sieht man an der Wissenschaftsfeindlichkeit dieser Tage.
Trotzdem, Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Dem muss man sich stellen. Schon gestern (und nicht erst heute) in Google Maps oder vielen anderen Applikationen auch abseits des Marketings. Morgen in der medizinischen Diagnostik beim Hausarzt. Und übermorgen in selbstfahrenden Autos. Aber die umfassenden Auswirkungen vom Einsatz der KI auf unsere Gesellschaft im Allgemeinen sind zumindest für mich nicht absehbar. Ich werd mich da mal bei Amy Webb schlau machen (Link).
Absehbar ist, dass die Anzahl, Frequenz und Qualität von Fake News eine Herausforderung wird. Aber wir sind darin geübt. „Glaub nicht alles, was in der Zeitung steht.“, meinte meine Oma. Der User Generated Content im Social Web und auf YouTube löste nicht nur den Arabischen Frühling aus, sondern bescherte uns auch fragwürdige Influencer-Kampagnen und Tik Tok-Filter, die wir relativ schnell durchschauten.
Die Plastikzahnbürsten eines Dr. Best verkaufen sich zwar immer noch gut wie auch die „Fake News“ der bunten Kleinformate.
Aber gerade deswegen ist die Rolle und Funktion eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks wichtiger denn je. In diesem Zusammenhang ist es unverantwortlich dessen österreichisches Textangebot auf 350 Meldungen pro Woche zu beschränken, wie es seitens der Politik nun vorgegeben wird. Aber das ist ein anderes Thema.
Übrigens, dieser Beitrag wurde nicht mit ChatGPT geschrieben, was aber nicht zwingend ein Gütesiegel sein muss.