Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Der Artikel erschien im Original am 27.03.2013 im Blog der Serviceplan-Gruppe (Link)
Bevor wir darüber meckern, dass es nicht genug qualifizierten Nachwuchs in der Kommunikationsbranche gibt, sollten wir darüber nachdenken, wie wir mit jungen Mitarbeitern umgehen. Drei Ansätze aus meiner Sicht als Geschäftsführer und Lektor an einer Fachhochschule für Media- und Kommunikationsberatung:

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Von den Besten lernen

Ich denke, Orientierung ist bei Mitarbeitern der “Generation Digital” ein stärkeres Motiv für Engagement und Leidenschaft als Geld. In der Londoner Radiostation Capital FM musste ich als junger Praktikant zwei Wochen lang im Keller die CDs alphabetisch ordnen. Als ich fertig war, schickte man mich zurück und ich musste sie noch einmal nach Genres ordnen. Das waren also harte drei Wochen. Aber die Folge war, dass ich jeden Interpreten im Archiv kannte und in der Commercial Production des Senders mit den besten Producern Englands arbeiten durfte. Auch der Medienstratege Franz Manola, Gründer von ORF.at hat vor allem junge Mitarbeiter extrem gefordert. Man konnte durch die Überforderung viel lernen. Am meisten profitiert haben aber diejenigen, die seine Entscheidungen hinterfragt haben. Franz Manola hat also nicht nur Mitarbeiter ausgebildet, sondern war als Geschäftsführer erfolgreich, weil er in seinem Team Widerspruch provoziert hat – statt Lemminge heranzuziehen.

Was sich nun geändert hat, ist die Geschwindigkeit und die Rollen in der Vermittlung von Wissen. Mitarbeiter und Vorgesetzte kollaborieren.

expertadvise

Moderator statt Diktator

In der Kommunikationsbranche hat sich die Rolle des Arbeitgebers in der Zusammenarbeit mit jungen Mitarbeitern deutlich verändert. Wir diktieren Mitarbeitern nicht mehr den Weg. Ich sehe uns in der Rolle der Moderatoren. Wir ermöglichen talentierten Kräften nicht nur Geld, Ruhm und Ehre zu verdienen – es geht auch um die Möglichkeit von den besten Leuten zu lernen. Dies hat u.a. zu Folge, dass Mitarbeiter in Teams kollaborieren, Verantwortung teilen und übernehmen, um sich in Folge schneller und besser weiterentwickeln zu können. Das ist ein kultureller und sozialer Anspruch junger Menschen, der aufgrund ihrer Kenntnisse im Umgang mit digitalen und partizipativen Medien nachvollziehbar ist.

Besser als der Chef

Für die Führungskräfte in Agenturen ist das Motto “Looking4myFutureBoss” eine Chance, am Markt zeitgemäß und wettbewerbsfähig zu bestehen. Es ist aber auch eine große Herausforderung. Denn um die Fähigkeiten und Medienkompetenzen dieser jungen Mitarbeiter optimal abrufen zu können, ist es notwendig, den Menschen Orientierung zu geben. Führungspersönlichkeiten müssen jungen Mitarbeitern u.a. auch die Möglichkeit bieten, Erfahrungen zu machen und sich auszutauschen. Das scheint vielleicht kein allzu neuer Weg in der Mitarbeiterführung zu sein. Ob das in der Branche beruflicher Alltag ist, wage ich aber zu bezweifeln.

Der Artikel erschien im Original am 27.03.2013 im Blog der Serviceplan-Gruppe (Link)

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